Aktuelles aus der Normung
Dr. Onno Janßen ist im Januar 2022 verstorben
Am 12. Januar 2022 ist Herr Dr. Onno Janßen, der ehemalige
Geschäftsführer des FAM (Fachausschuss Mineralöl- und
Brennstoffnormung), verstorben.
Dr. Janßen ist am 25. März 1932 in Norden/Ostfriesland geboren und dort
aufgewachsen. Er studierte und promovierte in Köln. Beruflich folgten
Auslandsaufenthalte in den USA und in England.
Herr Dr. Janßen war bei der Mobil Oil AG in Wedel als Abteilungsleiter
im Bereich Analytical Services in der Schmierstoff-Entwicklung tätig.
Der Aufbau eines weltweiten, in der Branche stark beachteten Analytik
Services für Marine Fuels (u.a. Gebrauchtöl-Monitoring) war eines
seiner erfolgreichen Projekte. Auch nach seiner Pensionierung beim FAM
hat Onno Janßen noch lange Zeit an den ISO Marine Fuel Meetings in
Singapore als anerkannter und respektierter Experte teilgenommen.
Schon während seiner Tätigkeit für die Mobil Oil AG war Dr. Janßen in
der Normungsarbeit des FAM als stellvertretender Vorsitzender des
Beirats und in den Arbeitsausschüssen zur Mineralölanalytik engagiert.
Am 30.08.1982 erhielt er die DIN-Ehrennadel, die an Persönlichkeiten
verliehen wird, welche in den Gremien des DIN ehrenamtlich tätig sind
und mit neuen Ideen die nationale sowie internationale Normungsarbeit
besonders aktiv gefördert haben.
Zum 01.01.1987 wurde Herr Dr. Janßen zum Geschäftsführer des FAM
berufen. Mit seiner Leidenschaft für präzise Formulierungen in
Norm-Dokumenten und Sitzungsberichten sowie seinem stetigen Streben
danach, dass nicht nur Experten mit den Normen, Spezifikationen und
Protokollen einverstanden sein sollten, sondern auch Anwendern beim
gründlichen Lesen der Vorschrift keine Fehlinterpretationen
unterlaufen, setzte er selbst Standards für die Er- und Bearbeitung
ebensolcher Dokumente.
Dr. Onno Janßen schaffte u.a. gemeinsam mit der
Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) die Grundlagen der DIN
51757 für die steuerlich relevante Temperatur-Umrechnung der Dichte von
Otto- und Dieselkraftstoff sowie Heizöl. Diese Norm ist nach wie vor
Grundlage für die Mengenumwertung von Flüssigkeiten. Ein entsprechendes
Rechenprogramm wurde vom FAM gemeinsam mit den Zollbehörden erstellt,
weiterentwickelt und ist noch heute, in aktualisierter Form, angewandte
Technik.
Über die nationalen Grenzen hinausschauend war er von der Notwendigkeit
überzeugt, im Rahmen einer europäischen Normung die sich z.T. sogar
widersprechenden nationalen Normen innerhalb Europas in CEN, dem
europäischen Normungsinstitut, zusammenzuführen und einander fachlich
und juristisch präzise anzupassen, um einerseits spezifische
europäische Sachverhalte besser zu berücksichtigen und andererseits das
Gewicht der europäischen Normung gegenüber der amerikanischen
Standardisierungsorganisation ASTM sowie der ehemaligen englischen
Standardisierungsorganisation IP und der internationalen Organisation
für Standards, ISO, zu stärken. So hat er z.B. wesentlich zur
Entstehung der europäischen Kraftstoff-Anforderungen beigetragen.
Bei seiner Arbeit auf europäischer und internationaler Ebene erwiesen
sich seine Kontakte aus den vergangenen Auslandsaufenthalten als
überaus wertvoll. Er genoss bei CEN (Europäisches Institut für
Normung), ASTM, IP und auch bei ISO sehr hohes Ansehen. Ihm ist
maßgeblich zu verdanken, dass Deutsch auf europäischer Ebene neben
Englisch und Französisch die relevanten (Referenz)-Sprachfassungen
wurden.
Zum Ende seiner Amtszeit hat er überzeugend zur Entwicklung der neuen
Kraftstoffe (Reduzierung von Benzol und Schwefel in Ottokraftstoffen,
Reduktion von Schwefel und polycyclischen Aromaten sowie späterem
Einsatz von BioFuels wie Ethanol und FAME bei Dieselkraftstoffen)
beigetragen, die analytisch fundiert in die Normung sowohl bei DIN und
CEN übernommen werden konnten. Das dabei entstandene Vertrauen mündete
in einer guten technischen Zusammenarbeit mit u.a. BMU
(Bundesministerium für Umwelt) und UBA (Umweltbundesamt), die
erfolgreich fortgeschrieben wurde und auch seinen Nachfolgern im Amt
sehr geholfen hat.
Nach seiner Pensionierung zum 31.12.1997 fertigte Dr. Janßen weiterhin
für die Überführung nationaler Normen nach CEN oder ISO technisch
einwandfreie Übersetzungen – stets händisch mit Bleistift verfasste
Manuskripte – an.
Seine guten Kontakte in die Ministerien, das Einbeziehen anderer
Branchen wie Bergbau und Automobilindustrie sowie sein wertschätzendes
Verhältnis zu den FAM-Mitgliedern waren Ausdruck dafür, dass Dr. Janßen
bereits Networking betrieb, bevor dieser Begriff in aller Munde war. Er
genoss im europäischen und internationalen Normungsgeschäft fachlich
sowie menschlich sehr großen Respekt, nicht zuletzt durch sein gutes
Verständnis für logisch klare und vollständige Aussagen sowie seine
sehr schnelle Auffassungsgabe. Seine raschen Reaktionen in Diskussionen
mit zutreffenden, korrekten und meist nicht widerlegbaren Argumenten
machten ihn zu einem gelegentlich hartnäckigen, dabei aber immer
respektierten Gesprächspartner.
Dr. Onno Janßen hat seine Tätigkeit für den FAM mit der ihm sehr
eigenen gründlichen fachlich/logischen Betrachtung von Sachverhalten,
verbunden mit einer sehr großen Portion Humor und Schlagfertigkeit,
kombiniert mit stets freundlich-verbindlichem Auftreten, ausgeführt. Er
war – man ist versucht zu sagen – ostfriesisch unerschrocken und zog es
vor, anstelle politisch/strategischer Aktionen lieber etablierte
wissenschaftlich/technische Fakten nach kritischer Prüfung als Basis
für aktuelle Handlungen zu nehmen.
Genau so möchten wir ihn in Erinnerung behalten.
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ISOFAM_2021
Vers. 1.01:
Rechenprogramm
zur
Mengenermittlung und
Dichteumrechnung
gemäß
DIN 51650 und DIN 51757
Das Programm kann hier bestellt werden.
Themen:
- Dr. Onno Janßen, ehemaliger Geschäftsführer des FAM im Januar verstorben
- Überarbeitetes Mengenermittlungsprogramm ISOFAM_2021 herausgegeben.
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